story vom 12.06.23

"Der Weg zum Unternehmertum ist ein Marathon"

Drei Gründungs-Profis gewährten am «startup baselland event» vom 6. Juni Einblicke in die Praxis. Von der Moderatorin Marilen Schwald befragt, schilderten Michele Matt von MyCamper, Léa Miggiano von Carvolution und Simon Furer von Auterion ihren Werdegang und ihre Erfahrungen als Unternehmer*innen. Dazu gehören Erfolge ebenso wie Niederlagen und «Lessons learnt». So verlief der Weg zur etablierten Firma nicht immer gradlinig, sondern war manchmal steinig. Die drei aufstrebenden Jungunternehmer zeichnen sich v.a. durch Authenzität, Neugier, Passion und Durchhaltevermögen aus. Auch in Zukunft wollen sie hoch hinaus und sich mit ihren Firmen in Europa bestmöglich positionieren. Hier ihre Stories in Kürze:

Simon Furer

Simon Furer stammt aus einer Gründerfamilie. (Sein Grossvater war das, was heute wohl als «serial entrepreneur» bezeichnet würde.) Ursprünglich wollte er zwar Anwalt werden, doch dann reizte ihn das Managen einer eigenen Firma mehr. Mit dem HSG-Abschluss und Master in Recht & Ökonomie in der Tasche stieg er 2020 in die frisch gegründete Fintech-Firma drion.ai AG ein. Obwohl diese fulminant gestartet und schnell gewachsen war, klappte der erste Versuch, selbst unternehmerisch tätig zu werden nicht und das Projekt wurde begraben. Dies war durchaus eine schwierige und intensive Zeit – insbesondere die Verantwortung, den Mitarbeitenden diese Hiobsbotschaft zu übermitteln.

Simon Furer ist überzeugt, dass der beste Unternehmer derjenige ist, der am schnellsten wieder aufsteht und vorwärtsschaut. Er tankt extrem viel seiner Energie in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen, darum macht ihm die unternehmerische Tätigkeit auch so Spass. «Sei immer offen und hilfsbereit», rät er. Zurzeit fühlt er sich jedoch auch sehr wohl, im Hintergrund oder als Innenmister einer Firma die Fäden zusammenzuziehen. So ist er heute bei der international tätigen Drohnenfirma Auterion AG tätig und verantwortlich für die Finanzen und das Rechtliche. Er hat aber grosse Lust, wieder eine Firma zu gründen und dort das Gelernte anzuwenden. Als Vorstandsmitglied der Swiss Startup Association kommt ihm dabei auch sein wachsendes Netzwerk zugute.

Léa Miggiano machte sich bereits mit 23 Jahren selbständig. «Ich hatte eigentlich noch keinen Lebensplan, rutschte noch während dem Wirtschafsstudium in die Szene hinein und verdiente bei Startups mein erstes Geld», lacht sie. Schliesslich sollte sie den Wagen ihres Vaters verkaufen, und gelangte so in die Branche. Zusammen mit einem Mentor gründete sie nach ihrem HSG-Abschluss «Carvolution». Wahrlich eine kleine Revolution! So hat sich das Jungunternehmen in den letzten fünf Jahren  zu einem Pionier in der Schweizer Automobil-Industrie entwickelt und ist heute mit rund 100 Mitarbeitenden führend im Bereich Abo-Services.

«Ich bin sehr neugierig und hartnäckig und lasse erst von etwas ab, wenn ich es verstehe.» Als CMO der Firma geht sie mit Herausforderungen gelassen um. «Täglich schmeissen mich neue Probleme an». (Dabei macht sie weder Erfolge noch Misserfolge von Personen abhängig.) Und wenn sie bei unternehmerischen Entscheiden unsicher ist, hört sie auf ihr Bauchgefühl. Sie liebt es, etwas weiterzuentwickeln und in neue Aufgaben hineinzuwachsen. «Ich freue mich, morgens aufzustehen, gerade auch mit dem Bewusstsein, Arbeitsplätze zu schaffen.»

Michele Matt war mit seiner Freundin in Sardinien im eigenen Bus unterwegs. "Ich fand es schade, dass unser VW Bus zu viel herum gestanden ist. Das geht doch günstiger mit Mieten», sagte er sich. So entstand spontan die Geschäftsidee, eine Austausch-Plattform für verfügbare Reisemobile zu schaffen. «Ich war von Beginn an Feuer und Flamme, fragte mich aber auch, ob der Schweizer Markt dies annimmt.» So betrieb Michele Matt viele Recherchen, u.a. zu rechtlichen und versicherungstechnischen Fragen. 2015 gründete er MyCamper und war dort bis 2022 CEO.

«Ich konnte nicht immer alles allein machen und wurde von der Startup Academy beraten». Ein Glückstreffer war auch, dass die damalige Praktikantin, Mirjam Affolter, als Geschäftspartnerin einstieg. Alles lief super. Doch 2021 fühlte er sich auf einmal komplett ausgebrannt und litt u.a. unter starken Rückenschmerzen und Panikattacken. Der Arzt attestierte ihm ein Burnout. Inzwischen hat er sich wieder regeneriert und ist als VR-Präsident der Firma und ihrer schwedischen Tochtergesellschaft MyCamper Nordic AB aktiv. (Für die Expansion nach Skandinavien erzielte MyCamper kürzlich mit ihrer Crowdfunding-Kampagne in wenigen Tagen eine Million Franken.) Aus der Krise hat er gelernt, positiven Glaubenssätzen zu folgen und rechtzeitig auf die eigenen Emotionen zu hören. «Du kannst nicht immer noch ein Scheit drauflegen. Der Weg zum Unternehmertum ist kein Sprint, sondern ein Marathon», weiss er.

Kathrin Cuomo-Sachsse, Kommunikation startup baselland

 

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