news vom 07.08.24

QAI Ventures im Aufwind

Der auf Quanten-Technologien und KI ausgerichtete Venture Capital Fonds und Startup-Accelerator hat in einem Jahr einiges bewegt: Die ersten vier Jungunternehmen haben sich nach Absolvierung des fünfmonatigen Finanzierungs- und Betreuungs-Programms erfolgreich vorwärtsentwickelt. Seit diesem Juni nehmen sieben weitere Kandidaten aus Europa und Kanda an der zweiten Runde teil. Sie alle befinden sich in der Gründungs- und frühen Wachstumsphase. Ambitiöses Ziel ist, diese zu begleiten – vom Labor bis zum IPO. Dazu rüstet das aus uptownBasel in Arlesheim hervorgegangene Spinnoff auf: mit einem zweiten Standort in Kanada und erweiterten Experten-Team.

Das im Arlesheimer Schoren-Areal ansässige uptownBasel wird für die internationale Quantum-Szene mehr und mehr zum Hotspot und Publikums-Magnet. Auch das letzten Frühling hieraus hervorgegangene Spinnoff QAI Ventures befindet sich im Aufwind, wächst und baut gerade eine weitere Niederlassung in Calgary, Kanada, auf.

Ausgerüstet mit den beiden Standorten, einem mittlerweile 10-köpfigen Kernteam und einem 20 Mentoren starken Netzwerk, trägt das "Jungunternehmen" der weltweit steigenden Nachfrage nach Leistungsangeboten und -Expertise im Quanten- und KI-Bereich Rechnung.

90 Milliarden-Marktvolumen bis 2035
Alexandra Beckstein, CEO QAI Ventures, beziffert das Marktvolumen von Quanten-Computing, -Sensorik und -Kommunikation auf insgesamt bis zu 90 Milliarden US-Dollar 2035 und erwartet fast doppelt so viel für das Jahr 2040. Der potenzielle ökonomische Wert dieser Bereiche im Chemie- und Life Sciences-Sektor, in der Finanzbranche und Mobilität beträgt 2035 schätzungsweise bis zu 2 Trillionen US-Dollar!

Laut Alexandra Beckstein sanken weltweit die Investitionen in Quanten-Unternehmen von rund 2,3 im Jahr 2022 auf 1,7 Milliarden US Dollar 2023. In der Zeit verringerte sich der private Anteil, u.a. aus Venture Capital-Funds, um rund 12 Prozent (siehe Bannerfoto oben).

Ab 500‘000 CHF Kapital pro Teilnehmenden  

Hier setzt QAI Ventures mit seinem vor einem Jahr lancierten kombinierten Investitions- und Service-Support für Quanten- und KI-Startups an. Aus dem mit 50 (maximal 75) Millionen CHF dotierten ersten VC-Fonds sollen jeweils Beträge von jeweils 500‘000 bis 2 Millionen CHF sogenanntes "Geduldskapital" an 25 Jungunternehmen aus aller Welt gehen, die sich in der Gründungs- („Pre-Seed und Seed“-) bzw. frühen Wachstumsphase befinden.

Coaching/Mentoring und die Vermittlung von Experten-Know how im Gesamtwert von 200'000 CHF (Cash sowie Leistungen) pro Teilnehmenden bilden das Herzstück des Accelerator-Programms. Dieser richtet sich an Startups aus aller Welt – seien dies Anbieter von Quanten-Anwendungen und Algorithmen, -Software und -Hardware-Unterstützer, seien dies fortgeschrittene AI-Firmen.

Fit machen für den Markt und Investoren

«Im Programm dabei sind bereits gegründete Firmen, die ein erstes funktionierendes Feature ihres Produkts auf den Markt gebracht haben. Hierbei handelt es sich um Spezialisten – Quantenphysiker oder Programmierer – die noch nicht so bewandt sind beim Aufbau, der Finanzierung und Führung ihres Geschäfts», erklärt Thomas Landis, COO und Programmleiter.

Zur weiteren Unterstützung gehören die Teilnahme an internationalen Hackathons, der Zugang zum globalen Mentoren-Netzwerk, "wertvolle" Kontakte zu Industriepartnern und gezielte Beratung, um sicherzustellen, dass die teilnehmenden CEOs bereit sind für Investitionen und für die Zusammenarbeit mit grösseren Unternehmen. «Auf unserem Campus machen wir sie fit für den Markt und ihre Teilnahme an Investoren und Demo Days», ergänzt Programmdirektor James Sanders. Während ihrer Zeit bei UptownBasel erhalten die Teilnehmenden einen Arbeitsplatz.

Teilnehmende entscheidend weiterentwickelt

Letzten November haben die ersten vier (von ursprünglich fünf) Kandidaten das fünfmonatige Unterstützungs-Programm erfolgreich abgeschlossen. Sie sind heute Teil des Alumuni Startup-Netzwerks «QAIentangled» und wurden in ihrer Geschäftsentwicklung entscheidend weitergebracht.
Beispielsweise gewann die Software-Firma Kipu Quantum BASF als Kunden, sicherte sich eine Anschubfinanzierung in Höhe von 10,5 Millionen Euro und kündigte eine strategische Akquisition von PlanQK, einer deutschen Quantum Computing Platform an. Diese wurde wiederum durch Anaqor, einer weiteren Programm-Teilnehmerin, aufgebaut und kommerzialisiert. Und die auf Krebsdiagnose und -überwachung fokussierende Moonlight AI befand sich bei den «Top 100 Swiss Startups 2023» (unter den «Public Voting Winners») auf Rang 7.

Diesen Sommer wurde die zweite Accelarator-Programm-Runde eingeläutet. Seit Mitte Juni nehmen sieben hochinnovative (inter)nationale Quantum-Startups daran teil. Sie wurden aus insgesamt 50 Bewerbungen sorgfältig ausgewählt und stellten ihre Innovationen dann den zahlreich erschienen Quantum-Interessierten am Pitch-Event von QAI Ventures vor.

Von Cyber Security bis zur Weltraum-Kommunikation

„Die Startups zielen darauf ab, verschiedene Branchen (wie die Finanzindustrie, „Green Tech“, Raumfahrt etc.) mit ihren Spitzentechnologien und innovativen Lösungen in den Bereichen Quanten-Computing, -Sensorik und -Kommunikation zu revolutionieren“, schreibt QAI Ventures in der Medienmitteilung:

  • Commutator Studios aus Deutschland erstellt Entwickler-Tools, welche die Leistung von Quanten-Anwendungen auf -Computern steigern helfen (Foto unten links).
  • Munich Quantum Instruments (MQI) aus Deutschland entwickelt skalierbare photonische Quanten-Sensoren, die sich u.a. bei der optischen Kommunikation im Weltraum einsetzen lassen (Foto unten Mitte).
  • QCentroid Labs aus Spanien unterstützt mit seiner QuantumOps-Plattform Unternehmen dabei, Computer-Lösungen (energie- und kosten-)effizienter zu testen, vergleichen und einzusetzen (Foto oben 2.v.l.).
  • QPerfect aus Frankreich entwickelt ein leistungsstarkes Quanten-Betriebssystem, das die Geschwindigkeit, Skalierbarkeit, Genauigkeit und Verfügbarkeit von Quanten-Computern steigern hilft (Foto unten rechts).
  • Quantized Technologies aus Kanada entwickelt eine Verschlüsselungs-Technologie zum Schutz von Kundendaten im KI- und Quanten-Bereich, die auch eine kostengünstige Netzwerkskalierung ermöglicht (Foto oben links).
  • ZuriQ aus der Schweiz erarbeitet eine praxistaugliche Hardware für einen besser skalierbaren Quantencomputer auf Basis so genannter „gefangener Ionen“ (Foto oben rechts).
  • Scenario X aus der Schweiz bietet eine KI-gestützte Plattform für Finanzinstitute zur Prognose wirtschaftlicher Szenarien, zur proaktiven Risiko- und Finanzmodellierung und zur Durchführung von Stresstests (Foto oben 2.v.r.).

Die Teilnehmenden arbeiten mit Quanten-Technologien oder sind daran, diese mit zu erforschen. Dabei können sich die Startups und Quanten-Experten gegenseitig befruchten: So arbeitet Scenario X eng zusammen mit dem QuantumBasel-Team (an der Anpassung von Algorithmen an die Ausführung in einer Quantenumgebung.)

Zugang zu namhaften Partnern und Schlüssel-Technologien

Die sieben Kandidaten haben bereits intensives Coaching hinter sich und in Workshops an ihrer Vision sowie Mission gefeilt bzw. ihre Geschäftsstrategien verfeinert.
Neben maßgeschneiderter Expertenbetreuung gewährt ihnen das Accelerator-Programm Zugang zu Quanten-Hardware von QuantumBasel und namhaften Partnern wie QuEra Computing Inc., Strangeworks, IBM, IonQ, D-Wave und Nvidia.

Um Unternehmen Zutritt zu den neuesten Cloud- und KI-Technologien zu verschaffen, spannt QAI Ventures neu mit Phoenix Technologies zusammen. Die beiden Partner wollen gemeinsam mit IBM und Red im Switzerland Innovation Park Business Area in Allschwil ein Schweizer KI-Innovation-Center aufzubauen.

Weitere Venture Capital Fonds geplant

Doch auch die Accelerator-Programme selbst sollen erweitert werden. Ziel von QAI Ventures ist, Jungunternehmen durchgehend zu begleiten – vom Labor bis zum IPO. Dazu sind auch zwei weitere VC Fonds in der Pipeline: einer soll darauf fokussieren, Geschäftsmodelle aus herausragenden Innovationen zu entwickeln, der andere das Wachstum von Quanten- und KI-Startups fördern.

Und die Förderung kann nicht früh genug beginnen. So sitzen die Nachwuchstalente bereits in den Startlöchern!

Bericht: Kathrin Cuomo-Sachsse, Redaktion startup baselland
Fotos: QAI Ventures

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