Selbstgefertigte japanische Nudeln, alkoholfreie (Schaum-)Weine, Blumensträusse aus wiederverwerteten Pflanzen – drei JungunternehmerInnen aus der Region stellten unlängst am Afterwork-Event der Startup Academy Baselland & Basel in Liestal ihre Produkte vor. Die GründerInnen – Lynette Oh von Halestron Foods, Maximilian Näf von NINO und Tilla Künzli von Stielbruch – setzen auf Qualität, Nachhaltigkeit und einzigartigen Genuss. Sie werden von der Startup Academy begleitet. Am Event erhielten die BesucherInnen neben Kostproben auch Einblicke in Produktionsabläufe.
„Gutes Essen bedeutet Glück. Nudeln sind universell, vielseitig, lecker und leicht zugänglich“, lautet Lynette Oh’s „Geheimrezept“. Ob Biang Biang, Ramen, Udon, Tsukemen oder Soba – die gebürtige Singapurerin (mit Ausbildungen in Athen, Amsterdam, London und Honululu) stellt mit ihrer 2023 gegründeten Firma Halestron Foods japanische Qualitätsnudeln verschiedenster Art und (von 1.5 bis 30 Millimetern) Breite her. Diese lassen sich in allen vier Jahreszeiten einsetzen: von herzhaften Suppen im Winter bis hin zu erfrischenden Gerichten im Sommer.
Mit japanischen Maschinen lokal produziert
HALE heisst Heimat auf Hawaiianisch, und STRON bedeutet auf Lateinisch "aussen". So werden alle Zutaten speziell nach den Wünschen der Kunden (u.a. auch vegan sowie glutenfrei) beschafft und die Teigwaren mit speziell eingekauftem Mehl von lokalen Bauern auf japanischen Maschinen in Liestal frisch produziert. (Davon konnten sich die Besucher des Events in ihrem Nudel-Atelier im Gewerbezentrum ein Bild machen.)
Ehemals in einem grossen Pharma-Konzern als Beraterin von Biotech-Firmen und -Startups tätig, kennt Lynette Oh die unterschiedlichen Margen dieser Branche im Vergleich zu den wesentlich niedrigeren in der Gastronomie. Ihr Ziel ist es deshalb, die Prozesse ihrer Produkte laufend zu optimieren und damit ihre Fixkosten (u.a. für Logistik und Verpackung) entsprechend zu senken.
Ihr potenzielles Kundenportfolio reicht von Restaurants und Cafeterien über Catering-Unternehmen und Lebensmittelläden bis hin zu Startups und Popups. Momentan ist die Jungunternehmerin dabei, ihr Vertriebsnetz aufzubauen. Sie wird dabei auch marketing-technisch von der Startup Academy Baselland unterstützt.
Sti(e)lvolle Blumensträusse aus der Natur
Ebenfalls im Begleitprogramm der Startup-Organisation ist Tilla Künzli, die Macherin von Stielbruch. Mit ihren Blumensträussen aus wiederverwerteten Pflanzen setzt auch sie auf Qualität und Nachhaltigkeit: „Ob Blume, Ast oder Halm – ich finde alles in Gärten oder Abbruchhäusern, Baustellen und gefällten oder umgekippten Bäumen“, betont sie auf ihrer Website.
So entnimmt die auch leidenschaftlich für die Umwelt engagierte Jungunternehmerin alle Materialien von bereits geschnittenen oder gerodeten Pflanzen – ganz im Stil der modernen Kreislaufwirtschaft.
Und bei der Auslieferung „reisen“ die individuell gebundenen Sträusse „gerne langsam und klimaneutral per Fahrrad (ohne Elektroantrieb!)“ zu den KundInnen. Dabei werden sie auf die jeweilige Saison abgestimmt und bewahren ihre bunte Biodiversität. Eine erfrischende „Alternative zu den gängigen chemisch behandelten Exemplaren aus den Gewächshäusern oder in Kühlwagen und in Flugzeugen gelieferten Pflanzen“, versichert Tilla Künzli, die seit ….. mit ihrer Einzelfirma in Allschwil am Start ist.
Neben Privaten gehören auch FloristInnen zu ihren AbnehmerInnen, „die Stiel um Stiel auf Importiertes verzichten möchten“. (Als Teil der lokalen Klima- und Lebensmittel-Bewegung nutzt sie dazu aktiv ihr grosses Netzwerk.) Damit nicht genug, hinterlässt die Künstlerin und Raumgestalterin auch mit ihren Verpackungen sowie ihrer Arbeitskleidung, die ebenfalls aus gebrauchtem bzw. gefundenem Material stammen, einen weiteren „klein(st)en ökologischen Fussabdruck“.
Alkohol-freier Genuss
„Immer mehr Menschen schränken ihren Alkoholkonsum ein. Oft sind die einzigen Alternativen zuckrige Softdrinks oder uninspirierte alkoholfreie Weine. Auf Alkohol zu verzichten, heisst aber nicht, die damit verbundene Raffinesse und das Lebensgefühl zu opfern. Das wollen wir besser machen“, sagte sich Maximilian Näf (Fotos unten). Er hat Lebensmittelwissenschaften an der ETH studiert und sich bereits als Braumeister im Matt & Elly in Basel mit aromatischen Kreationen einen Namen gemacht.
2023 gründete Näf zusammen mit dem Kunst- und Finanz-Experten Mudi El Saghir die Firma NINO. Ihr Ziel: „Mit selbst-kreierten Mischungen und botanischen Aufgüssen den Körper, die Säure und Tiefe bzw. das Erlebnis eines edlen Weines nachzubilden.“ Ihr Motto: „Genussvoll trinken und stilvoll anstossen.“
Dazu verwenden sie einen Teemix, Fruchtsaftanteile und einen Aufguss von Rosenblüten- oder Birkenrindenwasser. Hinzu kommen weitere Zutaten wie Gewürze und Kräuter. Ein Vorteil ist die kurze Produktionsdauer. So können 2000 Liter alle fünf Tage produziert werden.
Seit vier Monaten ist das Startup mit zwei prickelnden Sorten – dem weissen und roten Schaumwein «Lily» und «Ruby» – auf dem Markt. Bisher wurden über 4000 Flaschen, u.a. schweizweit über Ulrich Weine vertrieben und diverse Restaurants in Basel angeboten. Dabei hilft auch die neue Partnerschaft mit Rimuss.
Vor dem Markteintritt hatten die beiden Gründer mit ihren Prototypen detailliertes Feedback bei über 200 Personen eingeholt und werden beim Aufbau ihrer Firma von der Startup Academy beraten.
Bericht: Redaktion startup baselland; Fotos: Startup Academy, Tilla Künzli, NINO