Wie der gemeinnützige Verein 2010 entstand und sich selbst immer weiterentwickelte und expandierte, schildert das Buch von Gründungsmitglied Florian Blumer. Vierzehn Jahre später hat die Startup Academy mit 246 Freiwilligen und 230 Studierenden 359 Startups begleitet und dabei über 1000 Voll- und Teilzeitstellen geschaffen. Die Förder-Organisation ist heute an sieben Standorten in der Schweiz vertreten – darunter mit Liestal auch im Kanton Baselland – und hat ihr Angebot laufend, u.a. um den Scale-up-Bereich, erweitert. Der Weg hierhin war kein Spaziergang und zog viele helfende Hände mit sich. An der Vernissage vom 21. Oktober erzählten die Mitglieder des damaligen Kernteams die spannende Geschichte, und stellten sich vier Gründerinnen und Gründer mit ihren Angeboten vor.
«Die Mauern zwischen Theorie und Praxis einreissen, Studierende in der Wirtschaft auswildern und Hochschulen mit der Gesellschaft verschmelzen», so schildert Florian Blumer die «Urvision» der damaligen Startup Academy. Über Jahre Vizepräsident der beiden Vereine Basel und Schweiz, hat er die Entstehung und Entwicklung nicht nur hautnah erlebt, sondern auch aktiv mitgestaltet. Grund genug, die spannende Story in ein Buch zu packen, das vom Reinhardt-Verlag produziert und via Crowdfunding finanziert werden konnte.
Vor der Gründung 2010 gab es zur Entstehung des Vereins bereits eine zehnjährige Vorgeschichte. Die Geschäftsidee entsprang aus einer u.a. von der Hochschule für Wirtschaft (der heutigen FHNW) getragenen Stiftung. Dieser floss noch Kapital zu, die jedoch keinen eigentlichen Verwendungszweck mehr hatte – ausser den Studierenden der FHNW Praxiseinsätze zu ermöglichen…
So entwickelte man ein für die Region "einzigartiges" Betreuungskonzept für angehende Startups, die von ehrenamtlich tätigen Studierenden und MentorInnen begleitet wurden.
Die Mühen eines «Startups»
Doch genau wie bei einem «richtigen» Startup brauchte es auch einen langen Atem, den Verein auf stabile Beine zu stellen. Wir mussten «klein anfangen und die damals mehrere Hundert Quadratmeter grosse Halle in Basel mit Leben füllen», erklärt der Präsident der Startup Academy Basel, Markus Kindle (Bannerfoto oben links).
Vor allem die weitere Finanzierung sei gerade für die gemeinnützige Non-Profit-Organisation nicht immer einfach sicherzustellen gewesen. An der Vernissage schilderte Gründungs-Mitglied Felix Wenger die Mühen bei der Geldbeschaffung (Bannerfoto oben rechts): «Um weiter zu bestehen, mussten auch wir einen Cash-flow generieren. Schliesslich passte man das «selbstfinanzierende» Geschäfts- und Preismodell neu mit monatlichen Gebühren für die betreuten Jungunternehmenden an und etablierte Co-Working-Arbeitsplätze.
Professionalisierung und Erweiterung
Im Laufe der Zeit wurde die persönliche Begleitung und Beratung von Startups durch die Mentoren immer weiter professionalisiert und ausgebaut:
Informationsanlässe, Präsentationsformate, Netzwerkanlässe und Workshops, Experten-Pannels und das eigene Begleitprogramm unterstützten Startups auf ihrem Weg, erfolgreich im Markt zu bestehen. Dabei erwies sich das «aktive Coaching als USP (Unique Selling Proposition) der «Startup Academy 2.0».
Mit Hilfe des Migros-Pionierfonds wurden an acht Standorten in der Schweiz und in Lörrach lokale Startup Academy-Netzwerke aufgebaut. Bei der landesweiten Expansion gab es wiederum Herausforderungen (wie den Aufbau im «Haifisch-Becken» Zürich) zu bewältigen und Niederlagen einzustecken. So mussten die Standorte in Bern und La Côte wieder geschlossen werden.
Guter Start im Kanton Baselland
In Liestal startete der Verein 2018 mit sechs erfahrenen Berufsleuten und UnternehmerInnen. Geschäftsführer Moritz Kistenmacher, hatte bereits dann 21 Startups wie «Xamplo» aus Pratteln und «The Ninja Concept» im Begleitprogramm.
Zwischen den verschiedenen Leistungsanbietern im Kanton entwickelten sich auch Partnerschaften. Zusammen mit der Standortförderung Baselland lancierten die Startup Academy Baselland, Basel Area Business&Innovation, der Business Park Baselland und Business Parc Reinach/Liestal die Initiative «startup baselland» und veranstalteten u.a. gemeinsame Events. Gefördert vom Kanton wird den Organisationen auch eine kostenlose Erstberatung für Firmengründende ermöglicht.
Noch mehr Vernetzung und Nachhaltigkeit
Ziel der Startup Academy (Schweiz) ist es, in den nächsten Jahren Scale-ups zu KMU weiterzuentwickeln und mit branchennahen Unternehmen dynamisch zu vernetzen. Beispiele dafür sind auch etablierte Anlässe wie die SwissBau Startup Challenge oder der Climate Launchpad mit nationaler Strahlwirkung.
In Zukunft will die Startup Academy laut Markus Kindle «vermehrt Module mit Hilfe von KI einsetzen, auf neue und nachhaltige Technologien setzen, u.a. mit dem Kanton Baselstadt zu Kreislaufwirtschafts-Themen zusammenarbeiten und sich noch enger auch mit anderen Organisationen zusammenschliessen».
Nutzen für Wirtschaft, Wissenschaft und Politik
Neben der Geschichte wird im Buch der Nutzen des Vereins für Wirtschaft, Politik und Hochschulen aufgezeigt bzw. anhand von Beispielen illustriert und dokumentiert. (So wurden dazu mehrere Bachelor-Thesis-Arbeiten mit Befragungen von Startups lanciert.)
Dass die Hauptkunden – Firmengründende und Startups bzw. Scale-ups – die Dienstleistungen der Startup Academy zu schätzen wissen, bekunden die Testimonials und bezeugen die Fakten und Zahlen: In vierzehn Jahren hat die Startup Academy mit 246 Freiwilligen und 230 Studierenden insgesamt 359 Startups begleitet und dabei über 1000 Voll- und Teilzeitstellen geschaffen.
Prominente Startups und spannende Stories
Darunter befinden sich einige Unternehmende aus der Region, die in der Höhle der Löwen auf 3+ vor den Investoren gepitcht und so öffentliche Aufmerksamkeit erregt haben wie «moveART» aus Dornach und OVERGROUND BASEL (The Ninja Concept), Vanillaplan, Suan Conceptual Design GmbH, Dojo sowie MyCamper und Seniors@Work aus Basel; wobei es die beiden letzteren sogar in Unternehmenslisten von Forbes und Financial Times geschafft haben.
Stephanie Greiner, Inhaberin einer Einzelfirma und Kommunikationsverantwortliche bei der Startup Academy, führte durch die Buch-Vernissage (auf Foto rechts). Sie erzählte von ihrer ersten Bekanntschaft mit dem Verein vor zehn Jahren, als sie einer Einladung zum «Venture Caffè» folgte: «Nach 15 Jahren zurück aus dem Ausland wollte ich mich selbständig machen und war damals froh, jemandem meine Idee erzählen und mich mit Gleichgesinnten in einer bestehenden Community austauschen zu können.»
Bühne frei für vier kreative Jungunternehmende
Nach der Buchvorstellung erzählten vier Gründerinnen und Gründer, die noch nicht lange auf dem Markt sind und von denen einige durch die Startup Academy begleitet werden, ihre Story und präsentierten ihre innovativen Produkte: Catherine Meuter von VYN Sneakers zeigte die neuste Kollektion ihrer schicken und nachhaltig produzierten Edel-Design-Schuhe (Foto oben rechts). Michele Giannini stellte die diversen kreativen Angebote der Gemeinschaftswerkstatt Verein Freiwerk Basel vor. Bei Andrea Schäfer konnten die BesucherInnen leckere Cantucci von Zappa & Lotta - The Bakery kosten (Foto unten Mitte) und bei Markus Seiser von "MASE Innovations" mit Sitz in Münchenstein, BL, die praktischen, faltbaren Kleiderbügel ("SCOSH") auf ihre Alltagstauglichkeit hin testen. Bericht: Kathrin Cuomo-Sachsse, Redaktion startup baselland; Fotos: Startup Academy und K. Cuomo