news vom 06.03.24

Risikokapital: Aussichten und Alternativen

Gemäss dem Swiss Venture Capital Report flossen den Schweizer Startups 2023 mit insgesamt 2,6 Milliarden Franken 35 Prozent weniger Kapital zu als im Vorjahr. Ausgehend von einem historisch sehr tiefen Niveau 2022 stieg im Kanton Basel-Stadt das Investitionsvolumen um 82%. Gleich drei der grössten Finanzierungsrunden stammten 2023 aus der Region. Spitzenreiter waren mit 103 Millionen Franken Noema Pharma aus Basel und mit 94.6 Millionen CHF die im SIP in Allschwil ansässige Alentis Therapeutics. Für 2024 sind die Investoren etwas optimistischer. Alternativ empfiehlt HEMEX non-dilutive Funding als „wertvolle“ Finanzierungs-Option. „Dieser Ansatz ermöglicht es Startups voranzukommen, ohne die Eigentumsanteile zu gefährden“, erklärt Gabriela Wesolowski vom Baselbieter CRO-Beratungsunternehmen.

Der Swiss Venture Capital Report (SVCR) wird jeweils Ende Januar vom Online-Newsportal Startupticker.ch und der Branchenvereinigung SECA in Kooperation mit startup.ch herausgegeben. Die jüngste Ausgabe bestätigt weitgehend, was sich 2023 schon fast «dramatisch» abzeichnete: Die steigenden Zinsen und die unsichere wirtschaftliche Lage führten zum ersten Jahr mit markant rückläufigen Risikokapitalinvestitionen seit der Finanzkrise von 2008/2009. Besonders betroffen davon war das Segment der Startups in der Wachstumsphase und dort hauptsächlich der ICT- und Fintech-Sektor. Zwar stieg die Zahl der Finanzierungsrunden leicht von 383 auf 397; doch das Gesamtvolumen der 20 grössten Investitionen sank von 2,6 auf 1,4 Milliarden Franken gegenüber dem Vorjahr.

Biotech-Branche führend

Besser gestaltete sich hingegen die Entwicklung in der Region. In Basel-Stadt ist das Investitions-Volumen gegenüber 2022 um 82 % gestiegen und wurde 2023 der drittbeste Wert der letzten 10 Jahre erreicht – dies jedoch ausgehend von einem historisch sehr tiefen Niveau. (Die Zahlen spiegeln gemäss SVCR die Entwicklungen in der Biotech-Branche im Allgemeinen wider):

  • Folgende drei Biotech-Firmen aus der Region reihen sich unter den besten zehn Investitionen im letzten Jahr auf: 94.4 Millionen wurden der im SIP in Allschwil ansässigen Alentis Therapeutics gesprochen; 103 Millionen gingen an Noema Pharma und 65 Millionen Schweizer Franken an Nouscom – beide aus Basel.

Von den laufenden im SVCR gelisteten 400 Startup-Finanzierungsrunden stammen gegen 20 aus den beiden Basler Kantonen:

  • Darunter befinden sich neben den Top 20 weitere Firmen aus dem Life Science-Bereich wie die Medtech-Firma Artidis (mit 24,6 Mio), Celloryx (Aurealis Pharma Ltd. mit 9.1 Mio.), BioVersys (mit 8.4 Mio.), Mysthera Therapeutics (mit 3.1 Mio.), Scailyte (Healthcare ICT mit 1.8 Mio.) ebenso wie Nutrix (mit 1.6 Mio.) und KetoSwiss (mit 0.7 Mio.) – alle aus Baselstadt – sowie die Phialogics AG (mit 0.59 Mio.) aus Baselland.
  • Unter den im SVCR aufgelisteten ICT-Firmen finden sich biGENIUS (mit 1.8 Mio.) und Typewise aus dem Baselbiet sowie die Cleantech-Firma Kuori (mit 2.3 Mio.) und My Camper (mit 1.3 Mio.) aus Baselstadt.
  • Unter den Konsumprodukten sind die VYN Switzerland (mit 0.55 Mio.) aus Basel aufgeführt und machte 2023 die dort auch ansässige und von der Startup Academy begleitete Firma Pernoire öffentlich von sich reden. (Sie erhielt 240'000 CHF Kapital von der «Höhle der Löwen Schweiz».)
  • Unter den Verkäufen von Startups und Scaleups sind die Allschwiler Biotechfirma T3 Pharmaceuticals an Boehringer Ingelheim zu einem Paketpreis von total 450 Millionen CHF genannt und die 2023 in Basel gegründete Vertical Bio, die für 2.7 Milliarden Euro an «Pierre Fabre Laboratories» verkauft wurde.


Zuversichtliche Investoren und Experten-Tipps
Die im Rahmen des SVCR befragten Investoren blicken 2024 wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Zurzeit sammeln gut 50 Schweizer Risikokapitalfirmen Geld für neue Fonds ein – darunter mit Biomed VC und Kickfund auch aus der Region Basel. Rund die Hälfte der Anlagevehikel verfügte bereits per 1. Januar 2024 über die Mittel für erste Investments.

Risikokapital-Markt im Wandel?
Laut der Experten von HEMEX befindet sich der Risikokapital-Markt in einer Übergangsphase. Mateo Payanene von Investment Relations beim Baselbieter CRO-Beratungsunternehmen sieht angesichts des derzeit schwierigen Umfelds künftig nur begrenzte Verbesserungsmöglichkeiten und rät Startups, “sich vermehrt an der strategischen Planung zu beteiligen und den Investoren von Risikokapital damit zu zeigen, dass sie in der Lage sind, finanzielle Herausforderungen selbst zu meistern.“

Gabriela Wesolowski, bei HEMEX verantwortlich für Commercial Operations, empfiehlt Jungunternehmen, «nicht nur nach privaten Investitionen zu suchen, sondern auch die Beantragung von „non-dilutive Funding“ durch den Staat (z. B. bei Innosuisse) zu erwägen. So stehen Life Science-Start-ups häufig vor der Herausforderung, ausreichende Mittel für ihre Produktentwicklung zu erhalten. Der Einsatz dieser Instrumente erweist sich als vielversprechende Alternative zur Bewältigung solcher finanziellen Engpässe.“

Alternativen mit Crowdfunding, Krediten u.a.m.
Mit non-dilutive Funding erhalten Startups in der Frühphase Kapital, etwa in Form von Crowdfunding, Unternehmenskrediten, Zuschüssen u.a.m., ohne einen Teil ihres Stammkapitals abzugeben. Das würde nämlich zur Verwässerung (engl. Dilution) ihres Anteils am Unternehmen führen und Gründende könnten so die Kontrolle über ihr Unternehmen verlieren.

„Getragen durch innovative Instrumente von Organisationen wie der Europäischen Kommission und Innosuisse, bietet non-dilutive Funding eine wertvolle Option ausserhalb traditioneller Investitions-Zyklen. Dieser Ansatz ermöglicht Startups den Zugang zu Fördermitteln, die u.a. F&E-Meilensteine, klinische Studien, regulatorische Kosten sowie Gehälter abdecken und so eine strategische Möglichkeit bieten, voranzukommen, ohne dabei die Eigentumsanteile zu gefährden“, betont Gabriela Wesolowski.

Beratung und Begleitung bei der Abwicklung

Als CRO-Service-Provider begleitet HEMEX Firmen in den verschiedenen Entwicklungsstadien und Finanzierungsrunden in der klinischen Phase, hilft diesen u.a. bei der Erstellung von Studien und bei der Suche geeigneter Investoren. Weiter unterstützt das Beratungsunternehmen Startups auch bei der Beantragung von non-dilutive Funding, bei der Ermittlung der besten Option, beim Beitritt zum Konsortium und beim Schreiben und Überprüfen von Anträgen. Kathrin Cuomo-Sachsse, Redaktion startup baselland.

Quellen:

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