news vom 23.09.24

Die Idee einen grossen Schritt weiterbringen

Von der Drohne, die punktgenau Hohlräume vermisst, bis zur Highspeed-Kamera, die Golf-Training im Winter ermöglicht – an der «Startup Schmiede» vom 10. September feilten 23 Teilnehmende an spannenden Geschäftsideen. Am Mini-Hackathon übten sie in Gruppen anhand von Modellen, die Kundenbedürfnisse und dazu Angebote zu definieren. Begleitet wurden sie von den ExpertInnen der an «startup baselland» beteiligten Organisationen. Ausserdem schilderten Lars Günther, Geschäftsführer des gleichnamigen Malbetriebs, und Claudio Wenger sowie Marc Lutz, Geschäftsinhaber von staff.ch, ihre Erfahrungen bei der Firmengründung und gaben wertvolle Tipps. Gastgeber war der Business Parc Reinach.

Alte Stollen oder unbekannte Höhle entdeckt? Tobias setzt als Geologe und Bergbau-Spezialist auf eine Drohne, die ausgestattet mit einem speziellen Sensor Hohlräume jeglicher Struktur hochpräzise vermessen kann. Golfspielen auch im Winter?  Marco tüftelt an einer Lösung, bei der dies eine im Raum installierte Hochgeschwindigkeits-Kamera zusammen mit einer Leinwand ermöglicht.

In die Lage der Kunden versetzen

«Welche Probleme und Aufgaben sind zu lösen; welche Erwartungen an den Nutzen eures Produkts / eurer Dienstleistung zu erfüllen? Versetzt euch von Beginn an in eure potenziellen Kunden hinein», riet Moritz Kistenmacher von der Startup Academy Baselland beim Training mit dem «Business Model Canvas» (Foto Mitte).

Die Teilnehmenden arbeiteten sich mit dieser Methode in rund zwei Stunden systematisch vorwärts. Fünf Gruppen formten aus einer innovativen Geschäftsidee massgeschneiderte Lösungen fürs angepeilte Zielpublikum. Dazu klebten sie bunte Post-its an ihre Pinboards – auch zu Fragen, über welche Kanäle die Kunden mit welchen «Schlüsselaktivitäten erreicht werden sollen, welche Ressourcen es für die Wertangebote einzusetzen gilt und wo es allfällige Unterstützungs-Partner gibt.

Gute Vorbereitung ist alles

Vom Astrophysiker und Orthopädie-Manager über den Elektroinstallateur und Juristen bis zur Schreinerin und Life Sciences-Beraterin – am Startup-Schmiede-Event sind verschiedenste Berufsgattungen vertreten und machen auch Auszubildende bzw. Studierende mit.

Einige unter den Teilnehmenden nutzten den Abend, um einfach mal ins Unternehmertum hineinzuschnuppern, frische Impulse zu sammeln und zu testen, was es für den Schritt in die Selbständigkeit alles braucht. «Es geht nichts über eine gute Vorbereitung», betonte Gastgeberin Gerda Massüger vom Business Parc Reinach (Foto Mitte).

Wichtige Gründungsberatung im Kanton

Die angehenden Jungunternehmenden wurden in den Workshops bei der Verfeinerung ihres Geschäftsmodells von den Experten professionell begleitet. Robert Sum von der Standortförderung Baselland hat selbst vor 27 Jahren eine Hightech-Firma mitgegründet und wäre damals froh über Unterstützung gewesen (Foto). Der versierte Coach erklärte am Anlass, dass heute zwar viele private Dienstleister Unternehmensberatung anbieten. «Dennoch gibt es in der Gründungsphase eine Lücke, die der Kanton und die ansässigen Startup-Organisationen mit ihrem Support (inkl. der kostenlosen Erstberatung) füllen».

Gegenseitige Hilfe am Workshop

Am Anlass tauschten sich die Teilnehmenden nicht nur rege aus, sondern unterstützten sich auch gegenseitig am Workshop wie Health Care-Beraterin Anne (Foto).
Claudia war schon beim letzten Event von startup baselland dabei und hat seither ihre Geschäftsidee weiterentwickelt. Als angehende «Innovations-Designerin» macht es ihr sichtlich Spass, (Jung)Unternehmende zu befähigen, sich mit ihren Services von anderen Anbietenden abzuheben (Banner-Foto oben, 2.v.r.). Gerade das Alleinstellungsmerkmal (USP, Unique Selling Point/Proposition) ist eine ganz wichtige Voraussetzung, um am Markt zu bestehen.

Staff.ch entlasten Unternehmen

Ein einzigartiges Geschäftsmodell haben auch Marc Lutz und Claudio Wenger, die Gründer von Staff.ch (Foto unten links und Mitte). Für andere Firmen übernimmt das Unternehmen die gesamte Personaladministration inklusive Payroll und Buchhaltung – einzeln oder als Full-Service-Paket – und vermittelt aus einem Pool Fachkräfte für Temporär- sowie Festanstellungen. «Wir verstehen uns als Entlaster für den Betrieb. Unsere Kunden schätzen es sehr, sich so besser auf ihr Kerngeschäft fokussieren zu können, und greifen immer wieder auf unsere Services zurück», erklärten sie am Event.

Ihre Angebote umspannen diverse Branchen, v.a. Handwerks-Berufe. Dabei kam beiden Geschäftsführern zugute, dass sie zuerst auf dem Bau ihre Ausbildung gemacht und ihre ersten Sporen abverdient haben.
Vor 13 Jahren lernten sie einander schliesslich auf Stellensuche in einem Temporär-Büro kennen. Schnell ergatterten beide Jobs in Führungsfunktionen, wollten aber irgendwann «keine Befehle mehr von ihren Vorgesetzten annehmen: «Wir wussten, wir können vieles besser als was wir in unseren bisherigen Anstellungen mitbekommen hatten.» Es machte klick, und die Beiden taten sich zusammen.

Businessplan als Richtschnur

Beim Entwickeln ihrer Geschäftsidee erarbeiteten sie Schritt für Schritt die Grundlagen für ihren Businessplan, an dem sie sich immer wieder orientieren. Vor 5 Jahren gründeten sie Staff.ch in Basel und nahmen bereits erste Umstrukturierungen vor, wandelten beispielweise ihre Firma in ein Franchise-Unternehmen um. Heute haben sie neben ihrem Standort im Business Parc in Reinach bereits in Zug und Visp zwei weitere Filialen. Sie bauen stetig aus und wollen einst in jedem Kanton vertreten sein.

Maler Lars verschönert Wohnräume

Auch Lars Günther, Inhaber vom gleichnamigen Malergeschäft in Grellingen, hatte seinen «Klickpunkt» aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrung (Foto oben rechts): «Jeder wollte während meiner Festanstellung einen Tipp von mir, bis ich mich fragte, warum ich das nicht gleich selbst mache», schilderte er seine Motivation zur Firmengründung.

Zusammen mit Marcel Zumkemi vom Business Park Baselland (Foto unten Mitte) erarbeitete er einen Businessplan, bekam so «Ordnung und Struktur rein und boxte die Gründung in drei Monaten durch». Sein Geschäftsmodell: Der gebürtige Sachse «verschönert», malt, lackiert und tapeziert Wohnräume in der Region. Darüber hinaus renoviert er Fassaden sowie denkmalgeschützte Gebäude mit Fokus auf Fenstern und Türen. So hat er eine komplette Schule saniert.

Volle Auftragsbücher und immer im Einsatz

Seit einem Jahr auf dem Markt hat er volle Auftragsbücher und beschäftigt bereits zwei Mitarbeitende. Ab nächsten Sommer soll ein Lehrling dazustossen. «Das geht schneller als geplant», freut er sich. Der Jungunternehmer muss aber «viel dafür arbeiten, auch am Wochenende, und ist immer in Gedanken ans Geschäft».

Nichtsdestotrotz würde Lars rückblickend nicht viel anders machen, «ausser fünf Jahre früher an den Start gehen». Hingegen könnten sich Claudio und Marc von staff.ch mit ihrem heutigen Wissen viel Lehrgeld ersparen. So «fielen sie zu Beginn mit einem Treuhandbüro auf die Nase», das ihr Geschäfts- und Preis-Modell nicht verstand: «Eine wichtige Qualifikation ist die Flexibilität, sich auf schwierige Situationen einzustellen», lautete ihr Tipp.
Empfehlungen zu den Finanzierungs-Möglichkeiten in der Region und zu den verschiedenen Firmenformen (wie Einzelfirma, GmbH und AG) erhielten die Teilnehmenden ebenfalls am Anlass.

Der Kick zum Start

Manchen, die bereits mit einer Vision gekommen waren, gelang es, diese im Workshop zu konkretisieren. Madeleine «brachte Ordnung in ihr Kuddelmuddel», und Birgit weiss jetzt, wie sie nach 30 Jahren Aufenthalt im Ausland ihre frisch gegründete Firma in der Schweiz weiter vorantreibt.

Kevin hat seine Geschäftsidee – den Einsatz eines Roboters im Pharma-Bereich – immer aus dem Technologie-Blickwinkel betrachtet und öffnet sich jetzt – auch gegenüber möglichen Partnerschaften wie Universitäten.

Tobias sieht sich mit seiner Drohnen-Innovation im Austausch mit den Anderen bestätigt. Er ist hochmotiviert, weiterzumachen und sich dabei professionell beraten zu lassen (Foto oben links).

Und Marcos effiziente Kamera-Lösung fürs Golfspielen im Innenraum begeistert auch Marc von staff.ch (Foto links) …

Bericht: Redaktion startup baselland;
Fotos: Lupus und startup bl

Weitere News

04.11.24
In 14 Jahren hat die Non Profit-Organisation 359 Startups begleitet.
28.10.24
Am BAWF wurden Vor- und Nachteile Künstlicher Intelligenz diskutiert.
07.08.24
Wie Quanten- und KI-Startups vom VC Fonds und Programm profitieren.